Franz Sermond, Glockengießer aus BormioAm 15. Mai 1567 nahm die Stadt Bern den Büchsenmeister Franz Sermond (manchmal auch Sermund geschrieben) zum Bürger an. Sermond stammte aus Bormio im Veltlin, gehörte also wahrscheinlich zu der in Bormio prominenten Familie Sermondi. Weitere verwandtschaftliche Zusammenhänge konnten bisher nicht ermittelt werden. In seiner Eigenschaft als Büchsenmeister goss Sermond in Lausanne 1568 mehrere Geschütze; in der Stadt Bern wurde er außerdem von 1568 bis 1588 als Büchsengießer besoldet. Sein bekannteres Tätigkeitsfeld allerdings war das Gießen von Glocken. Schon 1561 soll er in Annecy in Savoyen für die Kirche St. Maurice eine Glocke gegossen haben, die die Inschrift trägt: FRANCISCUS SERMUNDUS BURMENSIS . VALLIS . STELLINE . ME . FECIT. 1562 folgte der Guss einer Glocke im graubündnerischen Tomils. Seit der Anstellung in Bern goss er Glocken für etliche Kirchen im bernischen Herrschaftsgebiet, aber mit Erlaubnis des Berner Rates wurde er auch in anderen Schweizer Kantonen tätig, so etwa in Uri, Luzern und im Wallis. 1583 goss er die Mittagsglocke für das Berner Münster; von den 180 Zentnern Material schenkte er 50 Zentner aus eigenen Mitteln dazu. 1579 heiratete er in Bern Ursula Mattstetter. Aus der Ehe sind keine Kinder bekannt. 1586 beabsichtigte Franz Sermond offenbar, seine Heimat zu besuchen, und ließ aus diesem Grund ein Testament aufsetzen. Darin heißt es, aus Sorge um "die zergänglichkeitt undergangs menschlichs wäsens und läbenns, wie durch vilfeltige mittell und zufall dasselbig schnell, und unversechenlich, mitt dem gewüssen thod, zu ungwüsser stund, geendet wirt, und insonderheit das ich nun meer äben vill jaren hie uff erdtrich verschlissenn, fast uff min höchstes altter khommen, und diser gstallt der berüffung uß diser zytt dester ehe gewerttig, und erwartten bin", setze er dieses Testament auf, um Streitigkeiten um den Nachlass zu vermeiden. - Wenn er wirklich so alt war, wie er andeutet, müsste er schon in relativ hohem Alter in Bern ansässig geworden sein. Für seine Tätigkeitsfelder vor der Zeit in Bern gäbe es dann allerdings nur die Glocken in Annecy und Tomils und ggf. die Geschütze in Lausanne als Anhaltspunkt.
Das Vermögen, obwohl in dem Testament nicht spezifiziert, scheint beträchtlich gewesen zu sein, denn ebenfalls 1586 lieh er der Stadt Bern eine Summe Geldes, für die 5 Goldsonnenkronen, 25 Pistoletkronen und 20 Münzkronen jährlich an Zinsen zu zahlen waren. Das Testament wurde am 20. Juni 1588 in Kraft gesetzt, Franz Sermond dürfte also kurz vor diesem Datum gestorben sein. Noch im selben Monat teilte der Berner Stadtrat demjenigen von Chur mit, dass Franz' Vetter Simon Sermond in Bormio Anspruch nur auf das in den Drei Bünden gelegene Vermögen erheben könne. Gnadenhalber gewährte die Stadt Bern aber diesem Simon sowie einem weiteren Verwandten Bartholomäus Venosta (oder Venostaz) die Zahlung von 60 Pistoletkronen und gab ihnen auch zwei goldene Pitschierringe, aus denen allerdings die Wappensteine entfernt worden waren. 1603 wandte sich wohl derselbe Bartholomäus Venosta über die Drei Bünde noch einmal an Bern mit der Bitte um Ausfolgung eines Teils des Vermögens von Franz Sermond. Bern erkannte seine Ansprüche nicht an, gewährte aber erneut die Zahlung von 50 Kronen. |
Literatur und Quellen zu Franz Sermond:
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