Ober-Olm

Die ältesten bisher bekannten Vorfahren der Quedlinburger Sehrbundts lebten im rheinhessischen Ober-Olm nahe Mainz, das früher zu Kurmainz gehörte. Der Ort war katholisch.

1681 wird erstmals ein Anton Serbont in Ober-Olm genannt. Dies scheint die "originalere" Schreibweise des Namens zu sein; in Ober-Olm ist dies die häufigste Schreibweise des Namens, erst in Quedlinburg wird Sehrbundt daraus. Sein Sohn Christian heiratete in 1693 in Ober-Olm, sollte also vor 1673 geboren worden sein und muss demnach schon mit dem Vater dorthin gekommen sein. Gleiches gilt für eine Tochter Elisabeth, die 1695 heiratet. Zwei weitere Kinder Antons werden 1681 und 1687 geboren.

Allein der Vater des später in Quedlinburg auftauchenden Johann Peter Sehrbundt, Johann Jakob, kann nicht eindeutig zugeordnet werden. In seinem Heiratseintrag von 1702 heißt es nur, er sei Junggeselle gewesen; die Namen der Eltern werden nicht genannt. Da sonst kein Serbont im Ort bekannt ist, der als Vater in Frage käme, muss derzeit davon ausgegangen werden, dass auch Johann Jakob Serbont zu Antons Kindern zählt. In diesem Fall wäre er vermutlich kurz vor dem Auftauchen der Familie in Ober-Olm geboren worden. Als 1688 ein neuer Pfarrer im Ort sein Amt antrat, fertigte er eine von ihm "Nomina inscriptorum" genannte Liste sämtlicher Gemeindemitglieder an. In dieser Liste tauchen von den Serbonts nur Anton und Christian auf. Geht man davon aus, dass Kinder ab 14 Jahren zu den vollwertigen Gemeindemitgliedern gezählt wurden, wäre also der Sohn Christian vor 1674 geboren und alle seine Geschwister nach diesem Datum. Johann Jakob sollte damit zwischen 1674 und 1681 geboren worden sein.


Ebersheim, Ehebuch, katholisch, 1667

Ober-Olm, Eherbuch, katholisch, 1746

Ober Olm, Ehebuch, katholisch, 1709

Anton Serbont wird 1700 in einem Taufeintrag als "murarius et civis" benannt, also als Maurer und Bürger. Seit 1696 treten er und sein Sohn Christian außerdem immer wieder als Taufpaten für andere Familien in Ober-Olm auf. Mindestens seitdem scheinen sie also zu den "etablierten" Familien im Ort zu gehören. Christian wird 1699 auch als "consul", also Ratsmitglied genannt. Johann Jakob, der Vater des Quedlinburger Soldaten, tritt weniger hervor; er taucht nur 1730 und 1738 als Taufpate auf.

Besonders die Familien Becker und Metzler scheinen eng mit den Serbonts verbunden gewesen zu sein; sie treten gegenseitig als Taufpaten auf. Beide Familien sind schon vor dem Dreißigjährigen Krieg bzw. in den ersten Kriegsjahren in Ober-Olm (und der näheren Umgebung, vor allem Kleinwinternheim) ansässig. Die Verbindung mit diesem Familien mag dazu beigetragen haben, dass sich die Serbonts relativ schnell im Ort etablierten. Anna Schultheiß, erste Ehefrau von Christian Serbont, dürfte dagegen aus der Nachkommenschaft des Fassbinders Georg Schultheiß aus "Milscheim, Franken" stammen, der seit 1640 in Ober-Olm ansässig ist.


Renovation der dem Deutschhaus zu Mainz zinspflichtigen Güter, 1736, Staatsarchiv Darmstadt. Christian Serbundt als Unterschultheiß am Anfang und Ende der Urkunde.

wie links

Pension. Renovation der dem Domstift Mainz zinspflichtigen Güter, 1698. Staatsarchiv Darmstadt

Bisher ist nicht bekannt, was aus den übrigen Mitgliedern der Familie Serbont wurde. Zwei männliche Namensträger heirateten in Ober-Olm in 1733 und 1742, aber sie scheinen danach aus dem Ort fortgezogen zu sein. Nach 1761 jedenfalls fehlt jede Spur der Familie in Ober-Olm. Ein "italienischer Maurer" Joseph Sermont taucht 1712 und 1717 im Ort auf, aber er scheint trotz der Namensähnlichkeit nichts mit der Serbont-Familie zu tun zu haben.

Johann Jakob Serbont heiratete 1702 Elisabeth Öhlig. Auch für sie werden die Eltern im Heiratseintrag nicht genannt, doch war ihr Vater vermutlich Johann Peter Öhlig oder Elich, der 1667 "ex Bronschweigen ex opido Weissenboren" erstmals in Ober-Olm auftaucht, also aus dem Braunschweigischen stammte.

Ober-Olm, wie die gesamte Region, hat im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) schwer gelitten. 1666 zog dann noch die Pest durch den Ort und forderte im Sommer dieses Jahres teilweise vier Todesopfer pro Tag - so viel wie sonst in mehreren Monaten. Die so gerissenen Lücken wurden durch Zuzügler wieder aufgefüllt, wobei die Kirchenbücher nur bis in die 1660er Jahre mit ausführlicheren Einträgen Hinweise darauf geben, wo diese Neusiedler her kamen. Zwischen 1669 und 1686 sind die Kirchenbücher extrem lückenhaft bzw. gar nicht vorhanden, so dass gerade für die hier besonders interessierende Zeit um 1681 (erstes Auftreten der Serbonts) nicht gesagt werden kann, welche Regionen die Quelle für den Zuzug bildeten.

Eine Analyse der genannten Herkunftsorte zeigt, dass der größte Teil der Zuzügler aus zwei Gebieten kam: einerseits dem Rheingau und dem Raum um Frankfurt, andererseits aus dem Raum zwischen Luxemburg, der Eifel und Lothringen. Da auch Serbont eher ein westeuropäischer Name zu sein scheint, dürfte die Herkunft der Ober-Olmer Familie Serbont auch irgendwo zwischen Holland und Frankreich zu suchen sein.

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