Quedlinburg

Der erste in Quedlinburg auftretende Vorfahre war Johann Peter Sehrbundt, Soldat in der in Quedlinburg stationierten preußischen Kompanie des Oberstleutnant v. Bredow. Johann Peter wurde wohl 1715 in Ober-Olm in Kurmainz (heute Rheinhessen) geboren. Warum er sich entschied, als Soldat in die Ferne zu ziehen, ist unklar. Er war das sechste Kind und der zweite Sohn seiner Eltern. Zwei der älteren Schwestern heirateten in Ober-Olm, eine weitere brachte dort ein uneheliches Kind zur Welt. Was aus dem älteren Bruder Paul wurde, ist unbekannt. Das völlige Verschwinden der Familie aus Ober-Olm ist um so erstaunlicher, als zumindest Johann Peters (mutmaßlicher) Onkel Christian es dort immerhin bis zum Schultheißen brachte und auch sonst offenbar eng in das dörfliche Beziehungsgeflecht eingebunden war.

Johann Peter Serbont - in Quedlinburg Seerbundt oder Sehrbundt geschrieben - jedenfalls heiratete 1737 in Quedlinburg die Bürgerstochter Anna Margarethe Ritter.


Heiratseintrag

1753, jetzt bezeichnet als "Mousquetier unter des Herrn Capitain Baron von Diebitzsch Compagnie", wurde er als Bürger in Quedlinburg aufgenommen. Auf Fürsprache seines Kompaniechefs, und weil er eine Quedlinburger Bürgerstochter geheiratet hatte, wurde ihm ein Teil des Bürgeraufnahmegeldes erlassen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er drei Kinder, die in der Bürgeraufnahme namentlich genannt werden: Christian (geb. 1740), Maria Margaretha (geb. 1747) und Anna Catharina (geb. 1750).


Eintrag im Bürgermahlsbuch: Musketier Peter Seerbundt aus Oberulm

Quedlinburg war seit 1698 preußische Garnison. Hier und in Halberstadt lag zwischen 1722 und 1740 das zweite Bataillon des Infanterieregiments 21, das 1724 bis 1744 von Heinrich Karl von der Marwitz geführt wurde und 1744 bis 1756 von Asmus Ehrenreich von Bredow. Musterungslisten oder ähnliche Dokumente haben sich für diese Einheit leider nicht erhalten, so dass auch nicht festgestellt werden kann, seit wann Johann Peter Sehrbundt dort diente. Er scheint aber beim Eintritt ins Militär recht jung gewesen zu sein, wenn man bedenkt, dass er schon 1737 heiratete, also in der Lage gewesen sein muss, eine Familie zu ernähren. Es war in Preußen üblich, dass die Mannschaften in Friedenszeiten nur einige Monate des Jahres tatsächlich als Soldaten in der Garnison anwesend waren. Solange sie im Ort wohnten und bei Bedarf jederzeit einberufen werden konnten, durften sie in der übrigen Zeit ein Handwerk ausüben, und viele - wie Johan Peter - waren auch verheiratet und hatten Kinder.

Im Fall Johann Peter Sehrbundts erklärt auch die Geschichte des Regiments die Lücke zwischen dem ersten und zweiten Kind: von 1740 bis 1742 war die Einheit im 1. Schlesischen Krieg, von 1744 bis 1745 dann im 2. Schlesischen Krieg aktiv. Auch während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) nahm das Regiment an den Feldzügen teil; dies erklärt vielleicht, warum keine weiteren Kinder nachgewiesen werden konnten. Da bisher auch kein Sterbeeintrag für Johann Peter gefunden werden konnte, mag es sein, dass er auf einem dieser Feldzüge des Siebenjährigen Krieges ums Leben kam.

Leider wissen wir nicht, welches Handwerk Johann Peter Sehrbundt in Friedenszeiten ausübte; möglicherweise war er ohnehin nur bis 1740, dann wieder 1743 sowie 1746 bis 1755 im Ort. Sein Schwiegervater war Schuhmachermeister und seit Jahrzehnten angesehener Quedlinburger Bürger, Sohn Johann Christian war Schuhflicker, der Enkel und der Urenkel treten dann als Tuchmacher auf. Möglicherweise arbeitete Johann Peter beim Schwiegervater.

Johann Christian Sehrbundt war offenbar der einzige Sohn Johann Peters, geboren 1740. Von seinen drei Schwestern starben mindestens zwei im Jahr 1768 noch als Kinder am Friesel, und derselben Krankheit erlag fast gleichzeitig auch die Mutter. Für Johann Christian wiederum sind ebenfalls nur drei Kinder nachgewiesen, darunter eine Tochter Anna Margaretha (1779) und ein Sohn Christian Jacob (1781), der später als Tuchmacher in Quedlinburg tätig war. Ein Johann Jacob Sehrbund aus Quedlinburg, der 1799 im Alter von 24 Jahren im nahegelegenen Osterwieck heiratete, war ebenfalls ein Sohn Johann Christians, obwohl bisher kein Taufeintrag für ihn gefunden werden konnte.

Christian Jacob hatte sechs Kinder, darunter drei Söhne. Der älteste, August David (geb. 1807), lebte noch 1844, aber sein weiterer Verbleib ist unbekannt. Andreas (geb. 1814) blieb als Tuchmacher im Ort und setzte die Linie fort. Friedrich wurde 1828 geboren, über sein Schicksal ist nichts bekannt.

Andreas' Sohn Karl Martin Friedrich, geboren 1842, wurde Obergärtner in Quedlinburg. Seit Gründung der Firma DIPPE in Quedlinburg(1.3.1850) waren Sehrbundt´s bei dieser weltbekannten Saatzuchtfirma tätig. Sie wohnten in Werkshäusern dieser Firma,die sich durch vorbildliches soziales Verhalten ihren Mitarbeitern gegenüber auszeichnete.

Diese "Dippeschen Häuser" sind heute noch- fast im ursprünglichen Zustand- in Quedlinburg zu bewundern.

Inzwischen wurde Osterwieck aufgesucht, die Kirchenbücher eingesehen und ein neues Familienbuch der Familien Sehrbundt und Wagenfuehr erstellt. Dies liegt im Archiv in Osterwieck.


Auf zwei schöne Seiten möchten wir in diesem Zusammenhang gerne verweisen:
Quedlinburger Notgeld
Antike Quedlinburger Grusskarten


Literatur zu Quedlinburg und zum preußischen Militär:

  • Büsch, Otto: Militärsystem und Sozialleben im alten Preußen 1713-1807, Berlin 1962, ND Frankfurt u.a. 1981
  • Jany, Curt: Geschichte der Preußischen Armee vom 15. Jahrhundert bis 1914. Bd. 1, 2. erg. Aufl. Osnabrück 1967
  • Jany, Curt: Die Kantonverfassung Friedrich Wilhelms I., in: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte 38 (1926), S. 225-272
  • Kleemann, Selmar: Die Familiennamen Quedlinburgs, Quedlinburg 1891
  • Kleemann, Selmar: Kulturgeschichtliche Bilder aus Quedlinburgs Vergangenheit (Quedlinburgische Geschichte, Bd. 2), Quedlinburg 1922
  • Lehmann, Max: Werbung, Wehrpflicht und Beurlaubung im Heere Friedrich Wilhelm's I., in: Historische Zeitschrift 67 (1891), S. 254-289
  • Lorenz, Hermann: Werdegang von Stift und Stadt Quedlinburg (Quedlinburgische Geschichte, Bd. 1), Quedlinburg 1922
  • Mülverstedt, G.A. von: Das Halberstädter Infanterie-Regiment. Notizen zu seiner Geschichte in den Jahren 1713-1763, in: Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Alterthumskunde 13 (1880), S. 227-243

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