Wappen

In den Unterlagen der Familie fand sich ein Blatt auf dem Briefpapier der "Kunstanstalt für Glasmalerei Ferd. Müller, Hoflieferant" in Quedlinburg, betitelt "Urkunde der Familie Sehrbundt". Der Text scheint nach 1897 angefertigt worden zu sein, doch gibt es keinerlei Hinweise, ob er wirklich aus dieser Firma stammt oder ob nur das Briefpapier benutzt wurde. Diese sogenannte Urkunde besagt:

    "Sprachlich kommt der Name Sehrbundt oder Seerbundt von Scar = Schar, Heeresabteilung (Sar z.B. Rüstung) welches als das Stammwort von Scaramunt gilt (ein altgermanischer Rufname). Durch den Sprachgebrauch der Zeit wurde [aus] Letzterem Sehrmundt, Zeremunde und durch die Lautverschiebung Sehrbunt (dt.) Seerbundt (NB: so steht es auch in unserer Urkunde: Seerbundt). Die ältesten traditionellen Nachrichten besagen, daß Familie aus dem Gelderlande stammt und einst Seerbundt von Harderwyk geheißen haben [soll]. 1557 wird ein Thomas S. zu Nymegen erwähnt. In den Religions und Kriegswirren haben sich Zweige im alten Niedersachsen, Friesland und Westfalen ansäßig gemacht von wo sich die Nachkommen nach Kursachsen (der heutigen Provinz Sachsen) wandten und seit vielen Generationen daselbst begütert sind und in gewerblichem Stande blühen.

    Das Wappen der Sehrbundt (Seerbundt) ist folgendes:

    Schild geviert: in Feld 1 u. 4 in rot je ein silbernes Hufeisen (Festigkeit und ritterliche Tugend andeutend) in Feld 2 drei goldene Ähren in blau an grün beblätterten Stengeln (den fruchtbringenden Besitz des Geschlechts und landwirtschaftlichen Fleiß verkündend) in Feld 3 ein grün belaubter Baum (Wohlstand versinnbildend) in silber. Auf dem Turnierhelm ein schwarzer Stulp- oder Turnierhut mit silbernem Aufschlag welcher mit 3 Straußenfedern besteckt ist blau, silber, rot. Die Helmdecken sind rot, silber und blau, gold. Der Turnierhelm bekundet gute Abkunft, der Turnierhelm läßt ritterlichen Stolz erkennen. DIe Farben rot/silber deuten Kühnheit an, während Blaugold der Treue, Freude und Lust verkünden." Aufgeklebt findet sich eine recht flüchtige und unsaubere Zeichnung des beschriebenen Wappens, mit dem Bemerken "Dies ist die Copie vom Original".


Familienurkunde der Familie
Sehrbundt / Vorderseite

Familienurkunde der Familie
Sehrbundt / Rückseite

Leider lässt sich nicht mehr feststellen, wann genau, von wem und für wen dieser Text und die Wappenzeichnung angefertigt wurden. Das Archiv der Firma des Glasmalers Müller existiert leider nicht mehr.

Die Ausführung des Wappens selbst deutet darauf hin, dass es sich um das Produkt eines Wappenschwindlers handelt. Darauf deutet vor allem die Verwendung des Bügel- oder Spangenhelms hin, der adligen Wappenträgern vorbehalten war, ebenso die beiderseits eingebogene Schildform und der Versuch, den Bestandteilen der Wappenzeichnung eine bestimmte Bedeutung unterzulegen.

Neuere Untersuchungen (2003) ergaben allerdigs den Hinweis,dass das Wappen auch echt sein kann.Die Helmform hat nicht unbedingt etwas mit einer Standeszugehörigkeit zu tun,wenngleich dies auch in der Fachliteratur oft behauptet wird.

Das Hufeisen im Wappen deutet auf Schlesien/Oberschlesien als Wappenherkunftsgebiet hin, es geht vermutlich auf die polnischen Herbys zurück,die es als Schildbild tragen.
Auch ist der Turnierhut in Ostdeutschland häufiger zu finden als im übrigen Deutschland.

Trotzdem - oder gerade deshalb - ist es interessant, dass der Text behauptet, die Familie sei aus dem niederländischen Gelderland gekommen und von dort über Niedersachsen, Friesland und Westfalen schließlich ins Sächsische gewandert.

Von der nachgewiesenen Herkunft des nach Quedlinburg eingewanderten Johann Peter Sehrbundt aus Ober-Olm in Kurmainz ist hier nicht einmal ansatzweise die Rede. Und obwohl bisher keine direkte Verbindung zu den Niederlanden gefunden werden konnte, ist doch der Familienname (van) Sermondt dort seit etwa 1700 belegt und konzentriert sich gerade im Gelderland. - Für Ober-Olm ist bekannt, dass nach dem Dreißigjährigen Krieg sehr viele Flüchtlinge aus den Gebieten westlich des Rheins und aus den angrenzenden Ländern (so aus Lothringen) sich dort niederließen. Steckt also vielleicht doch irgendwo ein Körnchen Wahrheit in der Beschreibung?

Literatur zur Heraldik

  • Jürgen Arndt (Bearb.): Der Wappenschwindel, seine Werkstätten und ihre Inhaber, Neustadt/Aisch 1997
  • Handbuch der Heraldik. Wappenfibel, 19. verb. und erw. Aufl. Neustadt/Aisch 1998
  • W. Leonhard:Das gosse Buch der Wappenkunst,Weltbild Verlag ,Augsburg,2001
  • O.Neubecker:Heraldik,Orbis Verlag,2002
  • Persönliche Auskunft:Heraldische Gemeinschaft Westfalen,Herr Homan,2003

 

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